Erreiche Spitzenleistungen und hinterlasse Spuren

Die Entscheidung, die Gruppe Deutsche Telekom zu verlassen, hatte ich sehr bewußt getroffen: Es hatte sich kurz nach meinem 40. Geburtstag sehr deutlich herauskristallisiert, dass ich bis auf weiteres keine neue Aufgabe innerhalb der Gruppe angeboten bekommen würde und gesetzt war, meine Rolle als CFO T-Mobile UK weiter wahrzunehmen. Mit meinem Wunsch nach etwas unbekanntem „Neuem“ ließ ich mich ansprechen und war letztendlich erfolgreicher Kandidat für die Rolle als Deputy Group CFO der australischen Telekom (Telstra) in Melbourne. Als ich das Angebot auf dem Tisch liegen hatte, bekam ich Angst vor meiner eigenen Courage, mein gewohntes und vertrautes Arbeitsumfeld aufzugeben und nicht nur in einem neuen Unternehmen, an wesentlich exponierterer Stelle als bisher, auf einem anderen Kontinent Verantwortung zu übernehmen, sondern auch meine Familie (inzwischen zu viert) komplett aus dem eingespielten sozialen Umfeld herauszulösen, um am anderen Ende der Welt neu anzufangen – ohne zu wissen, wie eine Rückkehr aussehen könnte. Am Ende fiel die Entscheidung nach zähem Ringen und einigen schlaflosen Nächten, aber in vollem Bewußtsein und freudiger Erwartung auf das neue Abenteuer Australien. Telstra war eine großartige Erfahrung, in jeder Hinsicht sehr herausfordernd, regelmäßiges Exposure in der Öffentlichkeit, am Kapitalmarkt, in den Medien, verbunden mit neuen Aufgaben wie z.B. der Aufsichtsratsfunktion bei der neuseeländischen Mobilfunktochter. Ich konnte in eine deutlich größere Rolle hineinwachsen, lernte, mich nach außen zu präsentieren und anspruchsvolle Management-Entscheidungen in einem großen strategischen Kontext mitgestalten. Im Wissen um die zeitliche Begrenzung meines Vertrages auf 4 Jahre, vor dem Hintergrund organisatorischer Veränderungen bei Telstra und nicht zuletzt auch aus privaten Gründen begann ich im Herbst 2010 mit der bewußten Suche nach einer neuen Herausforderung in Europa, was alles andere als einfach war. Die neue Rolle, für die ich mich nach langer, mühsamer Suche letztendlich entschied, brachte mich und meine Familie zurück nach Wien und ich war sehr glücklich, dass das Abenteuer Australien zu einem so guten Ende gefunden hatte. Die neue Rolle als Group CFO der Semperit war für mich bis dahin das Karriere-Highlight, eine internationale Unternehmensgruppe, börsennotiert, anspruchsvolle Gesellschafterstruktur, organisatorische, prozessuale und systemtechnische Herausforderungen etc. – alle Themengebiete einer sehr herausfordernden und gleichzeitig erfüllenden, verantwortungsvollen CFO-Rolle mußten übernommen werden und es verging kein Tag ohne learning on the job und neue Erfahrungen, leider immer auch verbunden mit viel eigener Unsicherheit (die nicht gezeigt werden durfte), Zaudern, und Zögern (was immer als Schwäche ausgelegt wurde) und nicht selten mit Widerständen und Widrigkeiten, die das Leben als Senior Executive und Vorstand über lange Phasen hinweg mühsam und beschwerlich machten. Als 2016 die Verlängerung meines zweiten Drei-Jahres-Vertrages anstand – ich war gerade 50 geworden – begann ein nicht einfacher Prozess des grundsätzlichen Hinterfragens des eigenen Tuns, des Bemühens um mehr Klarheit der eigenen Motivation und des Erforschens von alternativen Handlungsmöglichkeiten. Jeder, der diese Phase einmal selbst durchlaufen hat, weiß nur zu gut, wie unendlich mühsam dieser Prozess des Nachdenkens sein kann, in dem man dankbar ist für jedwede Unterstützung, für jede konstruktive Reflexion und kritische Diskussion der eigenen Positionen.